Holunder am Hanusel Hof
Bild des Reichtums
Der Holunder wächst als Halbstrauch, Strauch oder kleiner Baum und wird 1-11 Meter hoch. Viele winzige weiße Blüten stehen in Schirmtrauben oder Rispen zusammen und verbreiten einen wunderbar schweren aromatisch-süßen Duft. Wenn die Beeren reif sind, hängen sie schwarz und schwer in Dolden von den sich unter der Last biegenden Ästen. Ein Holunder voller reifer Früchte gibt uns einen Eindruck vom Reichtum, den die Natur uns schenkt.
Mythologie und Volksglauben
Im Volksglauben taucht der Holunderbusch immer wieder auf. In der nordischen Mythologie soll Freya, die Beschützerin von Haus und Hof, ihn sich als Wohnsitz auserwählt haben. Holla war die Göttin der Quellen und Brunnen und wurde um Fruchtbarkeit gebeten. Im Schweizer Alpenraum galt der Holunder als Tor zum Jenseits. Einer Sage nach wurde einmal eine Heilige auf Holunderholz verbrannt, weshalb er vielerorts nicht gefällt oder verbrannt wird.
Bei uns im Allgäu heißt es, wer in seinem nahen Umfeld noch keinen direkten Kontakt mit dem Tod hatte, soll den Holder weder schneiden noch herausreißen. Man pflanzt ihn auch nicht. Er muss sich selbst seinen Platz (meist nahe einer hinteren Hauswand oder am Schuppen) suchen. Dann bringt er dem Haus Glück und beschützt die Bewohner, so sagt man hier.
Vielseitige Nutzung
Man darf annehmen, dass er schon in prähistorischer Zeit von den Menschen genutzt wurde. Aus seinem Holz wurden Flöten hergestellt, oder mit Bogensehnen betriebene Bohrer. Jedoch keine Möbel. Die Früchte und Blüten wurden damals wie heute als Nahrung und Heilmittel genutzt. Es ist also sehr verständlich, dass man ihm Schutzwirkung nachsagt.
Der Holunder diente der Landbevölkerung schon immer als Apotheke, so vielfältig war und ist sein Anwendungsspektrum. Holunderblütentee soll bei Fieber helfen und der Saft der Holunderbeeren, heiß getrunken, soll die Abwehrkräfte steigern und vor Erkältungen schützen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.
Verwendung in der Küche
Die Frauen im Allgäu sind sehr naturverbunden und die Landküche kennt daher viele Holder-Rezepte. Die Blüten werden zu „Hollersekt“ vergoren, für Tee getrocknet, oder für „Hollerküchle“ in der Pfanne kopfüber in den Pfannkuchenteig gesteckt, so dass die Blüten im Pfannkuchen bleiben und man den Stiel wieder herauszieht – köstlich! Gelee aus Holunderblüten ist ebenfalls ein Geschmackserlebnis. Man kann auch Likör oder Essig damit herstellen. In ungefähr jeder zweiten Gaststätte bekommt man hier inzwischen Holunderschorle – mit Mineralwasser aufgegossenen Holunderblütensirup. Unser Holunderblütensirup am Hanusel Hof ist übrigens hausgemacht.
Die Beeren sind in rohem Zustand leicht giftig und müssen daher vor dem Verzehr immer gekocht werden. Holunderbeerengelee schmeckt herrlich herbsüß und passt prima zu Wild, aber auch auf ein Butterbrot. Hollermus (oft mit Zwetschgen und Birnen gekocht) isst man im Allgäu gerne heiß und manchmal zu Grießbrei, Pfannkuchen oder Vanillepudding. Holunderbeersuppe (auch Fliederbeersuppe) ist eher im Norden unseres Landes bekannt. Man kocht sie mit Apfelscheiben und Eischnee- oder Grießklößchen darin.
Selbstgemachter Holunderbeersaft steht immer noch in vielen Kellern – und wird gerne in der Erkältungszeit heiß getrunken oder zu Suppe verarbeitet. In der veganen und vegetarischen Küche hat der Holunder als kulinarisches Highlight inzwischen auch schon seinen festen Platz gefunden.
Nehmen Sie sich doch einmal eine Auszeit und schnuppern Sie ein Wochenende lang an unseren Holunderblüten.